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Das Interview mit ClimatePartner



Ist Nachhaltigkeit heute bereits mehr als ein Buzzword oder als Begriff sogar schon abgenutzt?

Wir sehen, dass sich viele Stränge von verantwortungsbewusstem Handeln und der Berücksichtigung der Auswirkungen unter dem Begriff Nachhaltigkeit versammeln. Das umfasst Umwelt- und Klimaschutz genauso wie ökonomische und ökologische Effizienz, Müllvermeidung und Wiederverwertung von Rohstoffen und Ressourcen.


Was bedeutet Klimaneutral in wenigen Worten zusammengefasst?

Klimaneutral sind Unternehmen, Prozesse und Produkte, deren CO2-Emissionen berechnet, Reduktionspotentiale ermittelt und unvermeidbare Emissionen durch Unterstützung international anerkannter Klimaschutzprojekte ausgeglichen wurden. Der Ausgleich von CO2-Emissionen ist neben Vermeidung und Reduktion ein wichtiger Schritt im ganzheitlichen Klimaschutz.


Was ist dabei das übergeordnete Ziel und warum ist es wichtig, dass jeder seinen Beitrag leistet?

Das allgemeine Ziel ist es, die Erderwärmung bis zum Jahr 2030 auf 1,5-Grad zu begrenzen. Diesem Ziel ordnen sich alle Massnahmen im Klimaschutz unter bzw. sind darauf ausgerichtet. Wir sind da schon recht spät dran, weil viele Jahre lang einfach nicht genügend passiert ist. Darum kommt es nun mehr als je zuvor darauf an, dass sich alle beteiligen.


Was ist dabei die Rolle von ClimatePartner?

Wie wollen Unternehmen dabei helfen, ihren Teil dieser Verantwortung zu übernehmen. Das heisst: den Betrieb und die Produkte / Dienstleistungen klimaneutral stellen und Strategien zur Reduzierung der Emissionen einzuleiten.


Wenn sich ein Unternehmen aktiv dem Klimawandel annimmt, beobachtet ihr dann auch ein Umdenken bei den Mitarbeitern?

Definitiv. Wir beobachten immer wieder, dass die Bilanzierung der CO2-Emissionen in der Regel ein Aha-Erlebnis auslöst. Es ist wie ein Kassenzettel, auf dem ersichtlich ist, was die einzelnen Posten verursachen und wo man ansetzen soll. Das spornt auch die Mitarbeiter selbst an, da sie erkennen, dass sie selbst einen Beitrag dazu leisten können.


Es gibt 5 Schritte für den Klimaschutz, welche sind das und warum ist das Zusammenspiel so wichtig?

Die 5 Schritte sind die Bilanzierung der Unternehmens-Emissionen (Corporate Carbon Footprint), die Bilanz zu Produkte und Dienstleistungen (Product Carbon Footprint), Strategien zur CO2-Reduktion, der Ausgleich der unvermeidbaren Emissionen und die transparente Kommunikation mittels des klimaneutral-Label. Alle 5 Punkte gehen Hand in Hand und ergeben in der Summe ein Szenario, das sowohl kurzfristig wirkt (der CO2-Ausgleich) als auch auf mittel- und langfristige Änderungen (CO2-Reduktion) ausgelegt ist.


Die Basis bildet die CO2-Bilanzierung, um was geht es dabei konkret? Und was gibt es dabei zu beachten, gerade bei der Erstbilanzierung?

Wir erstellen eine CO2-Bilanz nach internationalen Standards wie dem Greenhouse Gas. Dafür legen wir zunächst die Systemgrenzen fest, das ist v.a. beim ersten mal eine wichtige Definition, die sich auf die folgenden Bilanzierungen der nächsten Jahre auswirken wird: Welche Bereiche im Unternehmen betrachten wir, und bis zu welchem Grad beziehen wir indirekte Emissionen zum Beispiel aus zugekauften Leistungen (Scope 3) mit ein? Der Product Carbon Footprint bezieht sich auf den Lebenszyklus eines Produkts – von Rohstoffen und Herstellung bis hin zur Auslieferung („Cradle-to-gate“) oder weiter über die Nutzungsdauer bis zur Entsorgung („Cradle-to-grave“).



Für den Klimawandel entscheidend ist der Dreiklang aus Vermeidung, Reduzierung und Kompensation. Was heisst das konkret?

Wie bereits oben gesagt, es gibt kurz-, mittel- und langfristige Massnahmen. Vermeidung und Reduzierung sind Strategien, die sich oft nicht sofort umsetzen lassen – sie können z.B. nicht eine Logistikplanung von heute auf morgen grundlegend ändern. Zudem wird es immer, auch bei maximalen Effizienz-, Vermeidungs- und Reduzierungsanstrengungen, einen Restbetrag an Emissionen geben. Diese unvermeidbaren Emissionen können schon sofort ausgeglichen, also neutralisiert werden.


Bei der Kompensation stehen Klimaschutzprojekte im Vordergrund. Wie wähle ich als Unternehmen ein geeignetes Projekt aus?

Klimaschutzprojekte leisten einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der globalen Erwärmung, indem sie nachweislich Treibhausgase einsparen. Das kann etwa durch Waldschutz, Aufforstung oder den Ausbau erneuerbarer Energien erfolgen. Zusätzlich fördern Klimaschutzprojekte eine nachhaltige Entwicklung in den Projektländern, zum Beispiel indem sie die Versorgung mit sauberem Trinkwasser verbessern oder indem lokale Infrastrukturen ausgebaut werden, Arbeitsplätze entstehen oder die Biodiversität erhalten bleibt.


Und wie verhindert ihr dabei, dass es lediglich um Green Washing geht? Wie wählt ihr eurerseits Klimaschutzprojekte aus?

Klimaschutzprojekte müssen international anerkannte Standards erfüllen. Um die Einhaltung der Kriterien nachzuweisen, werden die Projekte nach strengen Kriterien zertifiziert und geprüft, zum Beispiel nach dem sogenannten „Gold Standard“ oder dem „Verified Carbon Standard“ (VCS). Dadurch wird die Klimaschutzwirkung der Projekte sichergestellt und regelmäßig bestätigt. Eine der wichtigsten Anforderungen ist, dass die Projekte tatsächlich zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen sind und dass der Beitrag zur CO2-Reduktion in der Atmosphäre klar messbar ist. Es wird garantiert, dass die eingesparten CO2-Emissionen nur einmal für den Ausgleich von CO2-Emissionen genutzt und die entsprechenden Zertifikate stillgelegt werden. Dies geschieht über offizielle Register.


Abgesehen von der Kompensation, was sind aus eurer Erfahrung die grössten Hebel zur Vermeidung und Reduktion?

Den grössten Anteil an Emissionen haben in der Regel die Energieträger, also Strom, Wärme. Wer hier z.B. auf grüne Energie umstellt, kann bereits einen Grossteil der Emissionen reduzieren.


Nun gibt es auch noch die SBTi, was steckt da dahinter und wie muss man diese im Gesamtkonstrukt einordnen?

In der Science Based Targets Initiative arbeiten das CDP, UNGC, WRI und WWF zusammen. Sie wollen auf Basis wissenschaftlicher Daten Reduktionsziele für Unternehmen formulieren, die diesen Hilfestellung für ihre eigenen Klimaschutzstrategien geben. Der jüngste SBTi-Bericht sieht den Ausgleich oder Neutralisierung der CO2-Emissionen eines Unternehmens als ein gültiges Mittel beim Übergang hin zu „Net Zero“ an,m also dem Punkt, an dem keine Emissionen übrig bleiben. Um unsere Kunden bei der Festlegung oder Einhaltung wirksamer Reduktionsziele im Rahmen ihrer Klimaschutzstrategien zu unterstützen, haben wir ein Expertenteam aufgestellt, das über umfangreiche Erfahrung in den Bereichen Science Based Targets, Ressourceneffizienz sowie CDP-Reporting verfügt. Damit bilden wir die vollumfängliche Bandbreite im Klimaschutz ab und können Unternehmen einen Weg in Richtung Klimaneutralität und Net Zero aufweisen.


Welche Branchen sind heute die Vorreiter? Und wo gibt es noch Nachholbedarf?

Die meisten wettbewerbsfähigen Schweizer Unternehmen aller Branchen widmen sich mittlerweile dem Thema, beschränken die Bemühungen in vielen Fällen jedoch noch immer auf die Energieeffizienz im eigenen Betrieb. Die oft deutlich relevanteren vor- und nachgelagerten Emissionen auf Produktebene zu reduzieren, ist ein unfassbar wichtiger Hebel im globalen Kampf gegen den Klimawandel. Dahin zielt auch die moderne Erwartungshaltung des Konsumenten.


Wie sah das vor 10 Jahren aus und wo werden wir wohl in 10 Jahren stehen?

In 10 Jahren, also 2030, haben wir hoffentlich das geschafft, was wir uns bereits vor 10 Jahren vorgenommen hatten. Es ist immerhin schon einiges passiert, das Bewusstsein bei Unternehmen und Verbrauchern hat sehr stark zugenommen. Trotzdem sind wir noch weit vom Ziel entfernt, wir müssen uns also ranhalten.


Was würdet ihr jemandem antworten, wenn er argumentiert, dass es aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht möglich ist, klimaneutral zu sein?

Eine einfache Antwort: unsere weit mehr als 2.500 Kunden beweisen es jeden Tag, dass sich Klimaneutralität rechnet. Im Gegenteil: eigentlich kann sich heute kein Unternehmen mehr leisten, nicht klimaneutral zu sein – schon allein wegen des Drucks der Verbraucher, auch der Investoren und schließlich des Wettbewerbs.



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